Erwartungsvoll

Voller Erwartung waren die Menschen damals im Blick auf die Geburt Jesu. Sie erwarteten den Retter, den Heiland, der sie aus dem Dunkel und der Trostlosigkeit ihrer Zeit herausführen sollte. Erwartungsvoll dürfen auch wir auf die Wochen des Advents und das Weihnachtsfest schauen, an dem wir die Menschwerdung Gottes feiern. Gott zeigt seine Verbundenheit mit und seine Liebe zu den Menschen. Mit der Geburt Jesu bekommt Gott ein menschliches Gesicht. Gottes Zuwendung wird greifbar und spürbar, mitten in unserer Welt.

Das darf uns zuversichtlich und hoffnungsvoll stimmen, gerade in Zeiten, die herausfordernd und alles andere als friedlich sind.

Es geht auf Weihnachten zu und somit werden vielerorts die Weihnachtskrippen aufgebaut. Und je nach Kulturkreis finden sich wunderbare Darstellungen. Was allerdings in keiner Krippendarstellung fehlen darf, sind die drei Personen „Joseph und Maria und das Kind – Jesus“. Und wenn dann in der Christmette das Jesuskindlein in die Krippe gelegt wird, dann scheint die Welt in Ordnung. Auf das Kind kommt es also an. Und so ist mancherorts eine wunderbare Tradition zu finden, die in besonderer Weise das Jesuskind verehrt, wie z. B. das Prager Jesuslein.

Auf einer Gemeindereise war ich in Prag und habe vor der Statue gebetet. Und auch in Rom finden wir in der Kirche Santa Maria in Aracoeli eine Kapelle die dem „Santo Bambino Gesu“ gewidmet ist. Beide Figuren ähneln sich, sind es doch Kinderfiguren, die reich geschmückte Kleider tragen, natürlich auch in liturgisch korrekter Farbe. Es zeigt an, wie groß die Verehrung des Jesuskindes im Volk Gottes verbreitet ist. Und so frage ich mich: „Was bedeutet mir das Jesuskind? Welche Beziehung hast du zu Jesus?“ Natürlich,: das Kind Jesu rührt an wie jedes kleine Kind, das unbeholfen daliegt und mich anlächelt, dass die Hände ausstreckt, um berührt zu werden, das vor sich hin babbelt, um meine Aufmerksamkeit zu erreichen. Und wie ist es dann mit dem groß gewordenen Jesus? Erreichen mich seine Worte? Vor allem das Wort: „Und er nahm sie – die Kinder- in seine Arme und segnete sie.“ Was für eine wundervolle Geste der Zuneigung Gottes zu den Menschen! In den Arm genommen zu werden – ein Zeichen von Vertrauen, Geborgenheit, Schutz und Zuneigung.

Gott nimmt uns in die Arme, nicht auf den Arm. Diese Geste Gottes ist nachahmenswert im Blick auf die Kleinen und Schwachen, den Hilflosen und an den Randgedrängten. Vielleicht lehrt mich der Blick auf das „ Santo Bambino“ meine Mitmenschen nicht aus den Augen zu verlieren und stärkt in mir die Bereitschaft meine Arme zu öffnen.

Gesegnete Weihnachten!

Stefan Langer

Stellv. Vorsitzender Diözesanpräses